Essay
Heroischer Gesetzgeber in der Staatstheorie Lykurg/ Oliver Cromwell/ James Harrington
In der Frühen Neuzeit war die Monarchie die vorherrschende Staatsform. Ein Systemwechsel galt für viele als undenkbare Grenzüberschreitung. Dennoch gab es politische Denker, die eine Republik für eine bessere Staatsform hielten, weil in dieser Sicherheit und Stabilität mit bürgerlicher Freiheit verbunden werden konnte.
Ohne einen Helden aber, der als kühner und entschlossener Gesetzgeber die Macht in einem Umsturz zunächst an sich reißt, war einer einflussreichen Idee zufolge eine solche Veränderung undenkbar.
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Heroischer Gesetzgeber von Sebastian Meurer
Held der Entgrenzung – Orpheus
Heroische Grenzüberschreitungen beziehen sich nicht nur auf sichtbare Grenzen oder solche, die man als Grenzen des Leistbaren oder des Erlaubten versteht. Dem mythischen Sänger Orpheus gelingt es, kraft seines Gesangs die Grenzen des Vorstellbaren zu überschreiten: zwischen Leben und Tod, zwischen Lebendigem und Totem. Alles wird bei ihm Leben, Zeit zählt nicht mehr. Die Heldengeschichte des Orpheus bedient die menschliche Sehnsucht nach ultimativer Grenzüberschreitung von Zeit als Faktor menschlichen Lebens.
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Held der Entgrenzung - Orpheus von Morten Grage
Erste sein - Melli Beese, Pilot
Für Angehörige benachteiligter gesellschaftlicher Gruppen ist es ein weiter Weg, bis sie für Leistungen gefeiert und heroisiert werden können. Seien es Geschlechter-, Klassen- oder ethnische Grenzen: Vor der heroischen Grenzüberschreitung steht zunächst die Grenzüberschreitung in den Bereich, in dem Heroisierung überhaupt möglich ist.
So kommt es vor, dass Frauen heroisiert werden, weil sie die Geschlechtergrenzen überschritten haben und „als Erste“ im heroischen Bewährungsraum der Männer angekommen sind. Ein Beispiel dafür ist Melli Beese, die erste deutsche Motorfliegerin.
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Erste sein : Melli Beese, Pilot von Cornelia Brink
Alexander der Große
Alexander der Große gilt seit fast zweieinhalbtausend Jahren als der Held schlechthin. Er sprengte Grenzen und definierte sie damit neu: persönliche, geografische, militärische Grenzen wie auch Grenzen des Wissens. Er überschritt sogar die Grenzen des Menschlichen, indem er als Gott verehrt wurde.
Bis heute ruft schon die Erwähnung seines Namens die Assoziation „Held“ hervor. Alexanders andauernde Heroisierung macht ihn zum ewigen Vorbild für menschliche Einzelleistungen in sowohl politischen und persönlichen Herausforderungen, für das es auch keine zeitliche Grenze zu geben scheint.
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Alexander der Große von Sitta von Reden
Der Heldentod als Massenphänomen im Zweiten Weltkrieg
Der Heldentod gilt als die ultimative Grenzüberschreitung und die Kulmination des Heroischen. Der Mythos vom Heldentod lebt wesentlich von der Zuschreibung durch die Überlebenden. Im Krieg dient die Heroisierung des Soldatentodes dazu, das Sterben von Soldaten ideologisch zu plausibilisieren und politisch zu legitimieren und den Krieg fortzusetzen.
Im Nationalsozialismus wurde jeder kämpfende Soldat bereits als Held verehrt. Der Tod für das Vaterland galt jedoch als höchste Form des Heldentums. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs verlor das Narrativ vom heldenhaften Sterben an Überzeugungskraft, da es zunehmend als Krisensymptom wahrgenommen wurde.
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Heldentod von Kai Schmücking