Vorträge
Über die Laufzeit des SFB 948 hinweg gab es immer wieder Vortragsreihen, die sich ausgewählten Themen widmeten und als Ringvorlesungen mit Wissenschaftler:innen der Universität Freiburg und externen Expert:innen veranstaltet wurden. In knapper Art und Weise werden anhand anschaulicher Beispiele Kernthesen des SFB erklärt und Forschungsfelder beleuchtet. Vier dieser Vorlesungen stehen auf dieser Seite als Podcasts zur Verfügung. Genaueres zu den einzelnen Reihe findet sich unten.
Starke Männer – Figuren disruptiver Politik in transnationaler Perspektive: Tagung 2022
Der Aufstieg von Populisten und Autokraten unterschiedlicher Couleur auf dem politischen Parkett hat autoritäre Führungsmodelle wieder stärker in den Fokus wissenschaftlicher Forschung gerückt. Die Tagung problematisiert dieses Wiedererstarken des Autoritären mit Fokus auf seine politischen Repräsentanten und deren mediale Figuration in transnationaler Perspektive. „Starke Männer“ sind ein globales Phänomen. Sie eint ein disruptiver Politikstil, der historisch gewachsene Allianzen erschüttert und mit politischen Gepflogenheiten bricht. Sie stehen für eine Personalisierung des politischen Feldes, die heroisch akzentuiert ist. Die Tagung nimmt diese zeitgenössische Sozialfigur in den Blick und fragt anhand von Fallbeispielen nach den Männlichkeitskostruktionen, Inszenierungspraktiken und Politikstilen „starker Männer“.
Vorträge
Helden müssen sterben. Von Sinn und Fragwürdigkeit des heroischen Todes (WS 2017/18)
Helden müssen sterben, weil sie Menschen sind. Für ihren Status als heroische Figur kann das Sterben jedoch unterschiedlich aufgeladen oder bedeutsam sein. In der früheren griechischen Antike ist der Tod sogar Voraussetzung für eine Heroisierung. Das Sterben wird nicht unbedingt erzählerisch ausgestaltet, kann aber Ergebnis einer heroischen Tat sein. Märtyrer opfern in der Erwartung eines Weiterlebens im Jenseits und/oder in der Erinnerung Nachlebender ihr Leben in einem oft extremen Tötungsakt. Der Kriegsheld folgt dem Appell, sein Leben für eine größere Sache einzusetzen, und er ruft nachfolgende Generationen auf, es ihm nachzutun – ohne dass der Tod das Ziel der Tat sein muss. Jung verstorbene Helden und Heldinnen werden immer wieder als Ideale „ewiger Jugend“ präsentiert.
Wie sterben heroische Figuren, wie wird dies präsentiert und inszeniert? Welche Medien eignen sich in besonderer Weise dazu? Wann werden Tod und Heldentum eng miteinander verbunden? Welche Rolle spielt dabei Gewalt? Besitzen Sterben und Tod von Helden Appellcharakter? Ganz grundsätzlich gehen die Vorträge der Ringvorlesung anhand unterschiedlicher Beispiele zwischen Antike und Moderne der Frage nach, wie Sterben, Tod und heroisches Handeln in Bezug zueinander gesetzt werden und welche Beziehung Darstellungen heroischen Sterbens zwischen Helden und ihren Publika herstellen.
Vorträge
Vom Weihegefäß zur Drohne, Kulturen des Heroischen und ihre Objekte (WS 2014/15)
Der Ort, der dem Heroischen im kulturellen, politischen und sozialen Sinnsystem von Gemeinschaften zugewiesen ist, lässt sich im Ausgang von entsprechend aussagekräftigen Kunst- und Gebrauchsgegenständen, Bauwerken, Texten, Ereignissen o.ä. verdeutlichen. So ist beispielsweise das einer Heldenfigur geweihte Trinkgefäß aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. im Hinblick auf die Bedeutung des Heroischen für eine bestimmte Gemeinschaft ebenso aufschlussreich wie mittelalterliche Münzen, auf denen Herrscher mit den Attributen von Heldenfiguren dargestellt sind. Für die Neuzeit sind in diesem Zusammenhang neben Bildern, Texten und Büchern z.B. Lesezeichen und Porzellanteller interessant, auf denen Heldenfiguren abgebildet sind, Theaterbauten und Stadien, in denen Sängerinnen und Sänger bzw. Sportlerinnen und Sportler als Heldenfiguren erscheinen können, Prothesen, Orden, modernes Kriegsgerät oder Harry Potters Zauberstab.
Die Vorträge der Ringvorlesung „Vom Weihegefäß zur Drohne“ nutzen in diesem Sinne jeweils etwas Anschauliches aus bestimmten Zeitabschnitten zwischen Antike und 21. Jahrhundert als Ausgangspunkt, um wichtige Brüche, Krisen, Intensivierungen oder Neukodierungen des Heroischen zu thematisieren. Auf diese Weise werden die wichtigsten Umbruchsphasen des Heroischen in einem diachronen Überblick erkennbar.
Vorträge
Krieg und Heldentum (WS 2013/14)
Im Jahr 2014 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum einhundertsten Mal. Der Sonderforschungsbereich 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ veranstaltete aus diesem Anlass im Wintersemester 2013/14 die Ringvorlesung „Krieg und Heldentum“.
Die einzelnen Vorträge thematisieren Heldenbilder und Heroisierungen, wie sie im Zusammenhang mit Krieg(en) zu beobachten sind. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, in welcher Weise Krieg(e) in bestimmten historischen Situationen durch den Rückgriff auf Heldenfiguren und Heroisierungen gerechtfertigt und / oder mythologisiert werden. Darüber hinaus werden diejenigen Medien (Symbole, Rituale, Erinnerungszeichen) behandelt, in denen Gesellschaften den mit Krieg verbundenen (Grund-)Erfahrungen wie Trauer und Tod einen Sinn zu geben versuchen.
Die Ringvorlesung „Krieg und Heldentum“ ist damit als Beitrag zu einer modernen Militärgeschichte zu verstehen, die sich mit Krieg(en) eher im Rahmen einer Kultur- und Sozialgeschichte der Gewalt beschäftigt. In der Kombination von Beiträgen aus Geschichts- und Literaturwissenschaft, Soziologie, Religionswissenschaft, Klassischer Archäologie und Kunstgeschichte beschreitet die Ringvorlesung in diesem Zusammenhang innovative Wege.
Vorträge
Helden. Formen und Funktionen des Heroischen (WS 2011/12)
Leben wir in einem postheroischen Zeitalter? Oder kommen Gesellschaften - historische und gegenwärtige - ohne suggestive Helden einfach nicht aus, weil sie in einer unübersichtlichen und scheinbar rationalen Welt das Außergewöhnliche und Außeralltägliche des Einzelnen und seine menschliche Vorstellungen sprengenden Eigenschaften erst erfahrbar machen? Als Vorbilder und Störenfriede prägen Helden jedenfalls die Art und Weise, wie Gesellschaften sich durch das fragile Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft über sich selbst verständigen. Was als heroisch gilt und was nicht, verrät viel über das Verhältnis zwischen Norm und Abweichung, über die Funktionen des Exzeptionellen und seine Konflikthaftigkeit. Die Ringvorlesung thematisiert dieses faszinierende Phänomen durch den Blick auf verschiedene Epochen und in der Perspektive ganz unterschiedlicher Disziplinen.