Essay
Heroische Körperlichkeit – Hercules Farnese
Seit in der Antike Heroen als nackte, athletische Männerfiguren dargestellt wurden, verbindet das Publikum in Europa Heldentum mit Maskulinität. Ein maskuliner Körper allein macht aber noch keinen Helden.
Antike Heroen waren komplexe, widersprüchliche Figuren. Darstellungen von Schmerz, Besonnenheit oder Erschöpfung geben sie auch als leidend und ratlos zu erkennen, was bei zeitgenössischen Betrachter:innen zu empathischer Nähe und Identifikation führen konnte. Diese beziehungsreiche Lesart reduzierte sich erst im Laufe der Rezeptionsgeschichte auf die rein ästhetisierende Vorstellung, dass ein muskulöser Männerkörper als Ideal des Heroischen anzusehen sei.
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Heroische Körperlichkeit – Hercules Farnese von Ralf von den Hoff
Katharina DER Große - Heroisierung und Maskulinität
Herausragende Frauengestalten werden häufig mittels Maskulinisierung heroisiert: Ihr Frau-Sein wird ausgeblendet. Sie werden mit Charakteristika ausgestattet, die gemeinhin als maskulin gelten und beispielsweise dem gängigerweise männlich gelesenen Bereich des Militärischen zugeordnet sind. Daraus ergibt sich eine Angleichung an eine männlich gedachte Norm.
Frauen, die sich auf diese Weise selbst heroisieren, verfestigen die traditionelle Geschlechterordnung, indem sie als Ausnahme die (weitestgehend von Männern definierte) Regel bestätigen. Sie bekräftigen somit den meist nicht thematisierten Automatismus, Helden als Männer zu denken.
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Katharina DER Große von Andreas Plackinger
Politik mit offenem Hemd – Märtyrer und Macker
Die mediale Inszenierung des teilweise enthüllten männlichen Oberkörpers ist eine Möglichkeit der Heroisierung, wenn sie Aspekte wie (potentielle) Dynamik, Gesundheit und Körperkraft veranschaulichen kann.
Das Motiv des offenen Hemdes ist nur für Männer (und auch nicht für alle) eine Option der visuellen Heroisierung. Dies wirft die Frage auf, inwieweit Vorstellungen des Heldischen unwillkürlich mit Maskulinität verknüpft werden.
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Politik mit offenem Hemd von Andreas Plackinger
Polare Männlichkeiten - Fridtjof Nansen
Der erfolgreiche Kampf gegen Naturgewalten ist eine typische Voraussetzung für die Schaffung männlicher Helden. Der maskuline, durchsetzungsfähige Held unterwirft die Natur, was oft mit der Eroberung einer Frau verglichen wird. Maskulinität ist eine bestimmende Eigenschaft der Polarhelden um 1900, die zu Nationalhelden wurden. Zu dieser Vorstellung von Held gehört, dass er besonders männlich und heterosexuell ist. Auch heute noch scheint die Heroisierung als Nationalheld mit Homosexualität unvereinbar.
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Polare Männlichkeiten – Fridtjof Nansen von Joachim Grage
Krieg als heroischer Bewährungsraum – Kriegsfotografinnen
Gewalt, Heldentum und Männlichkeit wurden lange Zeit zusammengedacht und Männern als wesenseigen zugeschrieben. Im Kontext von Kriegen und Kriegsgewalt haben Frauen es schwerer, heroisiert zu werden. Das gilt selbst für Soldatinnen.
Kriegsfotografinnen verkörpern wie ihre männlichen Kollegen heroische Qualitäten und professionellen Anspruch. Auch sie stehen für Risikobereitschaft, Unabhängigkeit und Wahrheit. Aus der geschlechtsspezifischen Ausgrenzung aus dem Männerbund Militär und einer ihnen unterstellten besonderen Einfühlsamkeit entwickeln sie heroisches Potenzial: Kriegsfotografinnen gelten als weniger korrumpierbar und dadurch glaubwürdiger.
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Krieg als heroischer Bewährungsraum – Kriegsfotografinnen von Vera Marstaller