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Essay

Provokation als Empowerment – Tom of Finland

Ausgeprägte Muskeln und ein dominant wirkendes Auftreten gelten als typisch männliche „Heldenmerkmale“. Sie können Handlungsspielräume eröffnen, die selbstbestärkend und befreiend wirken.

Spätestens seit den 1950er Jahren gehörte ein durchtrainier- ter Männerkörper zum Selbstbild vieler schwuler Männer. Diese Verkörperung sekundärer Heldenmerkmale der griechischen Antike diente einem doppelten Effekt: als Schutzmimikry gegen die Infragestellung schwuler Männlichkeit und als Lockmimikry auf der Suche nach Sexualpartnern. Zum Vorbild und zum Symbol eines schwulen Körperideals wurden die halbnackten Super-Männer des Zeichners Tom of Finland.

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Stimmen

Provokation als Empowerment - Tom of Finland von Vera Marstaller und Rebecca Heinrich

Aufbegehrende Frauen – Antigone

Handlungsmacht haben nicht nur Held:innen selbst. Fast mehr noch liegt sie bei denen, die ihre Geschichte erzählen. Dabei spielt es eine Rolle, wessen Geschichte (nicht) erzählt wird und auf welche Weise dies geschieht. Die Handlungsmacht der Erzählenden wirkt auf diejenigen, denen erzählt wird.

Zur antiken Figur der Antigone gibt es unterschiedliche Erzählungen sowie verschiedene spätere Interpretationen, Übersetzungen und Fortschreibungen der alten Texte. Heute wird Antigone vor allem als bestärkendes Vorbild im Kampf um Menschenrechte, gegen Unterdrückung und soziale Ungleichheiten interpretiert.

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Aufbegehrende Frauen - Antigone von Vera Marstaller

Objekte, die heroisieren – Die Kalaschnikow

Auf Schauplätzen von Guerillakämpfen wurde „die Kalaschnikow“ seit Mitte der 1950er Jahre zu einem Symbol für die Handlungsmacht und den unbedingten Kampfeswillen des Underdogs gegen eine militärisch überlegene Armee. Steigern ließ sich diese Wirkung noch, wenn vermeintlich schwache Frauen mit dem Sturmgewehr posierten. Die Waffe als ikonisches Attribut heroisierte sie, auch ohne individuellen Nachweis militärischer Fähigkeiten.

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Objekte, die heroisieren - Die Kalaschnikow von Johanna Pink

Gewalt und Heldentum

Physische Gewalttat und Heldentat sind Ausdruck von Handlungsmacht. Als Phänomene der Macht greifen sie in den Lauf der Dinge und das Leben anderer ein, in der Regel nicht ohne Opfer zu produzieren. Diese Grenzüberschreitungen müssen legitimiert werden. Gewalt und Heldentum stehen somit in einem gegenseitigen Spannungsverhältnis: Gewalt kann etwa als heroische Gewalt legitimiert werden.

In der heroischen Gewalttat verbinden sich Mut und Entschlossenheit, Kampf und Einsatzbereitschaft. Sie sprengt das Alltägliche, überschreitet anerkannte soziale Grenzen und fasziniert und erschreckt durch ihre Plötzlichkeit und Energie. Sowohl das Ausüben als auch das selbstbestimmte, aktive Erdulden physischer Gewalt sind wirkmächtige Auslöser für Heldenerzählungen.

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Heroische Gewalt von Olmo Gölz

Weitere Stimmen

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Label "Ritter" von Gorch Pieken